L’Inconvenienze ed Inconvenienze Teatrale (Donizetti)
L’Inconvenienze ed Inconvenienze Teatrale
Gaetano Donizetti
VIVA LA MAMMA
oder Die Sitten und Unsitten des Theaters
Corilla, prima donna: Adelheid Fink
Procolo, di lei mariot: Jean-Louis Serre
Agata, madre di Luigia: Mark Beesley
Luigia, seconda donna: Andrea Creighton
Dorotea, primo musico: Christopher Josey
Guglielmo, tenore tedesco: Giuseppe Morino
Biscroma, maestro di musico: Nicolas Testé
Prospero, poeta e droghiere: Christian Davesnes
Impresario: Patrick Vilet
Ispettore del teatro: Jacques Laingui
coro d’uomini addetti al teatro: choeurs de l’opera de Nantes
Direction musicale: Tommaso Placidi
Mise en scène: Fritz Gross
Décors: Peter Schulz
Costumes: Astrid Kirsten
Chef de Chant de Clavecin: Sandrine Abello
1. Akt
Probebühne des Gastspielortes: Anwesend ist das engagierte singende Personal, auch der Komponist (gleichzeitig Regisseur) und der Librettist. Die Probe beginnt mit der Arie der Ersilia mit Männerchor. Die Primadonna ist höchst entzückt über die vielen Koloraturen und Triller, die der Komponist ihr in die geläufige Gurgel geschrieben hat. So ist der Text absolut nicht zu verstehen, weshalb sie ihn auch in der originalen Sprache (italienisch) singt. Die Arie des Ersten Tenors soll folgen. Doch der, russisch-italienischer Abkunft, ist nicht recht bei Stimme, und zudem hapert es mit seinen Sprachkenntnissen. Madame Sartinecchi, die Erste Sopranistin, wünscht plötzlich eine Änderung des Librettos: Romulus soll in Ketten erscheinen, weil sie sich bei ihrem nachfolgenden Rondo an diese hängen könne. Der Librettist lehnt ab, weil Romulus als Triumphator Einzug halte, und das gehe nicht in Ketten.
Der Impresario (Intendant, Dramaturg und Werbeleiter in Personalunion) erscheint mit dem Plakatentwurf, als plötzlich Tumult hinter der Bühne entsteht: Mamma Agata, die Mutter der zweiten Sopranistin Luigia, tritt auf. Sie ist empört: man habe ihr den Zutritt zur Bühne verwehren wollen, wo doch ihr eigen Fleisch und Blut singe. Sie nimmt sich sogleich den Komponisten vor, der das Rondo für ihre Tochter immer noch nicht fertig habe. Wenn sie kein Rondo bekäme, würde die ganze Stadt revoltieren. Und Mamma weiß auch, wie dieses Rondo auszusehen hat: erst viele Triller, dann sehr schnell mit vielen Synkopen. Der Komponist beruhigt sie. Bei der Begutachtung des Plakatentwurfs stellt Stefano, Ehemann der Primadonna, fest, daß der Titel des Werks geändert werden muß: Seine Frau habe immer an erster Stelle erwähnt zu werden; also: „Ersilia und Romulus“. Der Textdichter überzeugt ihn: Immer stehe der Mann an erster Stelle, z.B. bei „Orpheus und Eurydike“, „Romeo und Julia“, „Tristan und Isolde“ – vom Anbeginn der Schöpfung sei es so geregelt, siehe „Adam und Eva“. Der etwas komplizierte Name des Tenors ist verdruckt und muß korrigiert werden. Über die Applausordnung gerät man in Streit; die Mezzosopranistin verläßt das Theater. Mamma Agata macht abfällige Bemerkungen über die Herkunft der Primadonna: Noch vor nicht allzu langer Zeit habe sie Krapfen auf dem Marktplatz verkauft, die ihr Mann in ranzigem Öl gebacken habe. Stefano verteidigt in einer großen Arie die (musikalische) Ehre seiner Frau. Agata versucht, den Komponisten zu einem Duett für ihre Tochter und die Primadonna zu bewegen. Doch die Sartinecchi lehnt brüsk ab; mit einem Flittchen werde sie nie ein Duett singen und tut’s dann doch: beide beschimpfen einander in wüsten Tönen. Die Mezzosopranistin ist inzwischen abgereist; Stefano bietet sich als Ersatz an, aber auch Agata will einspringen. Der Tenor versucht sein Duett mit Agata und ist empört: Die Dame brülle wie ein Kalb, sei immer zu tief usw. Er geht. Stefano (Bariton) soll jetzt die Tenorpartie übernehmen.
Der Librettist kommt mit der Post: Eine Zeitung für Stefano, der zu entnehmen ist, daß die Stadt noch immer über die Subvention des Theaters berate und einen Brief für Luigia, aus dem sie und ihre Mutter erfahren, daß der Impresario stets finanziell abgebrannt sei.
Plötzlich fällt allen auf, daß sie noch keinen Vorschuß erhalten haben. Die Forderung: „Erst Vorschuß, dann geht die Probe weiter!“ kontert der Impresario mit dem Hinweis auf die vertraglich festgelegte Konventionalstrafe bei Vertragsbruch.
2. Akt
Der Impresario hat die Übriggebliebenen überredet weiterzumachen; erreicht hat der dies mit dem Appell an das Künstlertum der Sängerinnen und Sänger, das höher zu bewerten sei als die Gage. Die Generalprobe beginnt. Die Primadonna singt ihre Arie mit Chor.
ulus soll Ersilia den Göttern opfern, obwohl (oder weil das die Tragik ins Unermeßliche überhöht: gerade weil) er sie liebt. Ehe er zusticht erscheint Luigia als Götterbote und sorgt für das glückliche Ende (lieto fine).
Der Primadonna ist der Schluß zu kurz: sie wünscht sich vom Komponisten als Verlängerung eine veritable Tempesta, was den Chor freut, denn bei einer solchen Sturmmusik ist er traditionell mit von der Partie. Der Impresario kommt mit einer Hiobsbotschaft. Der Stadtrat hat befunden, daß ohne die abgereisten Gesangsstars die am Gastspielort gewohnte hohe Qualität nicht mehr garantiert sei; ein Zuschuß kommt daher nicht in Frage. Die Truppe verlässt darauf die Probe, nicht ohne klarzustellen, dass sie als Künstler alles getan haben, um das undankbare Publikum zufrieden zu stellen. Alle fliehen aus dem Theater, der Impressario bleibt mit seinem pleite gegangenen Theater zurück.
Jean-Louis Serre als Procolo + Adelheid Fink als Corilla + Christopher Josea als Dorotea + Giuseppe Morino als Guglielmo + Patrick Vilet als L’Impresario + Andrea Creighton als Luigia + Mark Beesley als Agata + Nicolas Testé als Biscroma